Zum Baum des Jahres Die Stechpalme – Ilex aguifolium


In der Reihe der „Bäume des Jahres“ wurde in diesem Jahr die Gemeine Stechpalme – Ilex aguifolium zum Baum des Jahres gekürt.
Das eigentlich aus dem mediterranen Raum stammende immergrüne Gewächs hat unter günstigen meteorologischen Bedingungen vor allem in Westeuropa Verbreitung gefunden (z.B. im Teutoburger Wald bei den sog. „Externsteinen“ nahe Horn/Detmold).
Bei uns wird die Stechpalme als Strauch bzw. Baum nur ca. 1 bis 7 m hoch, in südlichen Breiten bis 15 m. Die lederartigen, glänzenden, buchtig gezähnten in einem stachligen Dorn endenden 3-7 cm großen Blätter haben eine eiförmig bis elliptische Form.
Die Blüten wirken klein, sind weiß. Als Früchte bilden sich auffällige scharlachrote Beeren, die von Vögeln aufgenommen werden, die die Samen dadurch verbreiten. Sie sollen für den Menschen giftig sein. Andererseits werden daraus Arzneimittel (Abführmittel) gewonnen.

Systematisch bilden die Stechpalmengewächse eine eigene Familie „Aquifolium ceac“. Die Stechpalme ist zweihäusig, es gibt weibliche und männliche Bäume. Die Stechpalme kann mehrere hunderte Jahre alt werden.
Ihr Holz, da langsam wüchsig, ist gleichförmig,ohne Kern, feinfasrig und hart. Das helle Holz eignet sich gut für Drechsel- und Intarsienarbeiten. Früher wurde es auch für Peitschenstiele, Spazierstöcke und Billard-Queues verwendet. Franz Liszt besaß einen solchen Spazierstock. Auch Johann Wolfgang von Goethe hatte von Marianne von Willems zum 70. Geburtstag einen Stock aus dem Holz der Stechpalme bekommen, der sich bis heute im Weimarer Goethe-Haus erhalten haben soll.
Das Holz galt auch als besonders geeignet zur Anfertigung von Zauberstäben für Hexen u.a. Es soll die Fähigkeit besitzen, Böses zu bannen und abzuwehren. Harry Potters Zauberstab soll auch aus diesem Holz geschnitzt worden sein.

Die Stechpalme ist ein in der Menschheitsgeschichte umfangreich mythologisch umranktes Gehölz. Sie trägt in weiten Bereichen auch den Namen „Hülse“ sowie die volkstümlichen Bezeichnungen Walddistel, Christusdorn, Stecheiche. Der Name des westfälischen Gutes Hülshoff bei Münster soll sich hiervon ableiten. Es ist der Geburtsort unserer Dichterin Annette von Drosk-Hülshoff.
Bereits die Kelten verehrten die Stechpalme als Sinnbild für Tod und Wiedergeburt. Sie war der Baum der Unterweltsgöttin Hel. Die roten Fruchtbeeren symbolisierten das weibliche „Lebensblut“. Die immergrünen lederartigen Blätter standen für ewiges Leben.

Der noch heute verwendete lateinische Name Ilex aquifolium L. rührt bereits aus römischer Zeit her (Plinius 1. Jh. u. Z.). Er wurde von der ähnlich grünenden Steineiche (Quercus ilex) übernommen. Der Artname aquifolium ergibt sich aus der lateinischen Wortbedeutung „stechendblättrig“.
Auch Ovid greift in seinen „Metamorphosen“ (X) römischen Kult um die Stechpalme auf. Das Christentum entwickelte später Bräuche unter Verwendung der Stechpalme anstelle der echten Palmen, deren Wedel Christus bei seinem Einzug in Jerusalem am „Palmsonntag“ begleitet haben.
In den anglikanischen Ländern nimmt die Stechpalme im Brauchtum einen festen Platz ein. In den USA werden eigens zur Deckung des Bedarfs an Zweigen Plantagen betrieben.
In Ziergärten und Parks ist die Stechpalme ein beliebtes Gehölz geworden.


H. K.