Zum 150. Geburtstag von Fürstin Anna Luise von Schwarzburg
Am 19. Februar 1871 wurde die Prinzessin Anna Luise von Schönburg-Waldenburg in Schloss Hermsdorf bei Dresden geboren. Ihre Eltern waren Georg von Schönburg-Waldenburg und Luise, geb. von Bentheim-Trecklenburg.
Gemeinsam mit ihren Brüdern Hermann (1865–1943) und Ulrich (1869–1939) verbrachte sie ihre Kindheit in Hermsdorf, Schneeberg und auf den Familienbesitzungen Oberkrain (heute Serbien).
Am 8. November 1891 verlobte sich Anna Luise mit ihrem 19 Jahre älteren Cousin Günther Victor von Schwarzburg-Rudolstadt. Die Ehe wurde am 9. Dezember 1891 in Rudolstadt geschlossen. Während die standesamtliche Vermählung in den Roten Räumen im Schloss Heidecksburg erfolgte, fand die kirchliche Trauung anschließend in der Schlosskirche statt. Am 1. September 1892 hatte die Fürstin eine Fehlgeburt und konnte daraufhin keine Kinder mehr bekommen.
Seit der Eheschließung mit Günther Victor übernahm sie zwangsläufig die Rolle der „Landesmutter“. Im Jahre 1906 lernte Anna Luise auf Schloss Schwarzburg Henry van de Velde, den Begründer der Kunstgewerbeschule in Weimar, kennen, und dieser war seitdem ein gern gesehener Gast der fürstlichen Familie. Nach dem Tod des Fürsten Karl Günther von Schwarzburg-Sondershausen und dem damit verbundenen Aussterben der Sondershäuser Teillinie im Mannesstamm übernahm 1909 Günther Victor in Personalunion ebenso die Regierung für dieses Fürstentum. Somit erhielt Anna Luise zusätzlich den Titel der Fürstin von Schwarzburg-Sondershausen.
Auf ein Leben in Zeiten außerordentlicher historischer Umbrüche konnte die letzte Fürstin von Schwarzburg-Rudolstadt-Sondershausen, Anna Luise, zurückblicken. Das wilhelminische Kaiserreich, die Abdankung ihres Gemahls, des letzten regierenden Fürsten Günther (1852-1925) im Jahre 1918, die Weimarer Republik, das Dritte Reich, zwei Weltkriege und der Beginn der DDR prägten die Biografie dieser interessanten Frau. Anna Luise war im Jahr 1951 die einzige Fürstin, die nach der Bodenreform nicht in den Westen ging. Als bedeutende Freizeitfotografin dokumentierte sie die Wirren ihrer Zeit und bewahrte die wertvollen Fotografien für zukünftige Generationen. Nach dem Zweiten Weltkrieg entschied sich die Fürstin für ein Leben in der DDR und blieb bis zu ihrem Tod in Sondershausen.
So tragisch die Umstände nach 1945 waren, vertraute sie auf ihr wohlgesinnte Menschen, wie den Humanisten und hochgebildeten russischen Stadtkommandanten von Sondershausen, Oberst Nostrin. Der fließend Deutsch sprechende Literaturprofessor aus Kiew sorgte dafür, dass die Fürstin in ihrem Schloss lebenslanges Wohnrecht erhielt. Sie starb am 7. November 1951 im Schloss Sondershausen. Anlässlich ihres Todes durfte keine Traueranzeige veröffentlicht werden und dennoch war bereits am Vormittag des 10. November 1951 die Sondershäuser Schlosskirche zum dortigen Trauergottesdienst bis auf den letzten Platz gefüllt. Tausende von Sondershäuser Bürgerinnen und Bürgern säumten die Straßen, als der Sarg mit den sterblichen Überresten der Fürstin vom Schloss zum Bahnhof transportiert wurde. In der Rudolstädter Stadtkirche St. Andreas gaben ihr am späten Nachmittag des 10. November 1951 über 1.600 Menschen das letzte Geleit, nicht gerechnet die Menschen, die keinen Platz in dem vollbesetzten Gotteshaus fanden. Seit dem Tod der Fürstin 1951 liegt ihr umfangreicher Nachlass weitgehend unberührt im Thüringer Staatsarchiv in Rudolstadt: eine nahezu lückenlose Tagebuchfolge, Briefe, Dokumente, mehr als 30 Fotoalben und eine Sammlung von mehr als 1500 Negativen. Denn Anna Luise war eine passionierte Fotografin. Sie hielt ihr Alltagsleben in zahlreichen Aufnahmen mit Blick für Details und künstlerischen Eindruck fest.
Quellen:
Schloss Sondershausen Biographie 2.6
Ansichtskartensammlung: H. Nagel