Spurensuche: Familie Poley in Berka


Den Familiennahmen POLEY gibt es heute in Berka nur noch auf dem Friedhof auf dem säulenförmigen Grabstein aus schwarzem Granit in einer größeren denkmalgeschützten Anlage am westlichen Rand. Der älteste hier Bestattete – Friedrich Poley (1847-1916) war hier – wie zu lesen ist – zugewanderter Domänenpächter und Oberamtmann.

Die Größe der Berkaer Domäne entsprach der Bedeutung des Ortes Berka an der Wipper. Berka war bis zur Eingemeindung des Ortes am 1. Januar 1998 nach Sondershausen eines der ältesten Orte unserer Region mit einer um-fangreichen und bemerkenswerten Geschichte. Die Besucher empfangen heute von den gepflegten Straßen und Häusern beste Eindrücke. Obwohl die älteste urkundliche Erwähnung erst aus dem Jahre 1128 nachzuweisen ist, deutet die Endung des Ortsnamens –a auf ein wesentlich höheres Alter, auf eine Zeit noch vor der Besiedlung durch die Franken im 6. Jh. hin. Die Endsilbe –a, -aha lässt auf die Lage an einem Flusslauf schließen, dessen Bezeichnung dann auch Eingang in die Benennung des Ortes gefunden haben dürfte. Mit den Namen der Orte Seega, Badra, Kelbra finden wir in der Nachbarschaft weitere Bezeichnungen ähnlich hohen Alters vor.

Dorf und Gut Berka hatten für die Versorgung der fürstlich Schwarzburg-Sondershäuser Residenz-Hofhaltung von jeher eine wichtige Bedeutung. Diese blieb auch im industriellen Zeitalter mit dem Täufen des Schachts IV (Rau-de-Schacht) und dem Bau Chlorkaliumfabrik der Gewerkschaft „Glückauf“ westlich der Ortslage und die Anbindung an die Eisenbahn Bretleben-Frankenhausen-Sondershausen erhalten. Heute befindet sich hier der Gewerbepark „Hainleite“.

Unbedingt erwähnenswert ist Berka als Wohnort der letzten Generationen der väterlichen Vorfahren des Universalgenies Johann Wolfgang Goethe. Die Bedeutung dieses Ortes erfährt auch keine Minderung durch den erfolgten Abriss des Goethe-Stammhauses von 1629 und dem gegenwärtig stattfindenden zeitgemäßmodernen Neubau. Der Familienname Goethe ist hier noch bis Anfang des 20. Jh. nachzuweisen.

Bereits im Jahre 1417 findet das fürstliche Gut Berka Erwähnung in den uns überlieferten Aktenbeständen.

Die Domäne befand sich in der Ortsmitte unweit der 1723 erbauten Pfarrkirche St.Viti. Ihr Hof war eingefasst von Wirtschafts- und Stallgebäuden, die teilweise noch heute Tafeln mit Jahreszahlen u. a. vermutlich der Erbauungszeit tragen, jedoch gegenwärtig anderen Nutzungen dienen. Das heute vom Steinmetz Günter Laube mit seinem Handwerksbetrieb genutzte Gebäude an der Heerstraße trägt z. B. eine von ihm bei der Restauration 1996 erneuerten Platte, hinter der bei der Erbauung 1919 entsprechende Gründungshinweise eingemauert worden waren (auch eine Flasche Bier). Vom Domänenpächter Max Poley (1877-1943) – Sohn des bereits genannten Friedrich Poley – war mit seiner Frau Marianne geb. Reinhardt (1891-1967) 1914 an der Hof-Nord-seite ein neues Herrenhaus errichtet worden. Es wurde nach dem 2. Weltkrieg bei der sog. Bodenreform mit Auflösung des Gutes und Übergabe der Ländereien an Neubauern-Gehöfte abgerissen. Poleys hatten drei Mädchen (Ursula, Rosemarie und Johanna) das Leben geschenkt. Der Name Poley ist dadurch außer auf dem Friedhof Berka erloschen.

Die geschützte Grabstätte, deren Grabmal eine bronzene‚ Christusstatue trägt, konnte im vergangenen Jahr auch mit Mitteln der Familie teilweise restauriert werden.
Pflege, Erhaltung und Abschluss der Restauration sind weiter angesagt.

H. K.