Schweres Grubenunglück vor 70 Jahren - Der Bergmannsverein erinnert
Am 11. Juli jährt sich das schwerste Grubenunglück im Kaliwerk „Glückauf“ Sondershausen zum 70. Mal.
In der Frühschicht ereignete sich im Nordfeld der Grube I (Brügmanschacht) eine schwere Schlagwetterverpuffung, in deren Folge zwölf Bergleute ihr Leben verloren und 32 zum Teil schwerverletzt wurden, alle durch Verbrennungen. Was hatte sich zu getragen?
Zwei Kumpels hatten sich mit ihrer Karbidlampe (offene Flamme) in einen abgeworfenen Abbaubereich begeben, um ein Stück altes, dort abgelegtes Schrapperseil zu holen – eine übliche Arbeitsweise. Dabei entzündeten sie das in diesem Bereich sich angesammelte hoch explosive Gas-/Luftgemisch, und die gewaltige Feuerwalze erreichte mit hoher Geschwindigkeit den Frühstücksplatz, wo sich die gesamte Revierbelegschaft versammelt hatte.
Obwohl die Grube als leicht gasgefährdet galt, war in diesem Bereich keine Ausgasung bekannt. Das Grubengas, bestehend aus Kohlenwasserstoffen (vorwiegend Methan), ist kluftgebunden und kommt aus dem liegenden Hauptanhydrit. Offensichtlich hatte sich durch den Abbau und die damit verbundenen Gebirgsbewegungen eine solche Kluft geöffnet und das ausströmende Gas, leichter als Luft, hatte sich in dem höher gelegenen, nicht mehr bewetterten Abbau angesammelt.
Die sofort alarmierte Grubenwehr kämpfte sich durch die stark verrauchten Strecken zu dem Unglücksort vor und barg die schwer verbrannten Kumpels; 12 von ihnen verstarben noch am gleichen Tag, 32 überlebten.
Das Unglück zog ein umfangreiches Programm zur Gewährleistung der Gassicherheit nach sich: die Karbidlampen wurden durch elektrische Grubenlampen ersetzt, der Schlagwetterschutz der elektrischen Einrichtungen wurde komplettiert, die Kontrolle der Gasführung wurde durch den breiten Einsatz von Benzinsicherheitslampen verbessert, der seit 1941 eingestellte Spülversatz zur Verfüllung der abgeworfenen Abbaue wurde wieder aufgenommen. Das Sprengen wurde von Zünden mit Lunte und Zündschnur auf elektrische Fernzündung nach Rückzug der Grubenbelegschaft umgestellt. Mit diesen Maßnahmen wurde die Gasgefährdung bis in die Gegenwart beherrscht.
Ein tragischer Zufall: Bei einer Schlagwetterexplosion, neun Tage vorher am 02. Juli, in der Grube Volkenroda verunglückten neun Bergleute tödlich.
Der Bergmannsverein gedenkt jährlich mit einer Kranzniederlegung am Gedenkstein des Technischen Denkmals in der Schachtstrasse der bei der Arbeit im Kaliwerk tödlich Verunglückten.
Eberhard Bauer