Neues Leben für alte Glocke


Am Nachmittag des 9. März hatte sich eine große Zahl interessierter Bürger auf den teil-weise abgesperrten Trinitatisplatz eingefunden, um das seltene Schauspiel des Ablassens einer Glocke aus der „Glockenstube“ vom Turm der Trinitatiskirche im 5. Turmgeschoss in 30 Metern Höhe zu erleben.

Bereits am Vormittag war die Glocke aus dem Gerüst ausgebaut und die westliche Schallluke erweitert worden. Nach Ankunft des Schwerlast-Autokrans aus Nordhausen begann gegen 13.30 Uhr das Spektakel.

Die Eisenhartgussglocke war am Karfreitag 1955, zehn Jahre nach dem alliierten Bombenangriff am Sonntag nach Ostern, dem 8. April 1945, in Ergänzung der Kriegsverluste dem „Gedächtnis der Toten und der Mahnung der Lebenden, in den Läutedienst der Stadtkirche St. Trinitatis Sondershausen aufgenommen worden.

Die Kirche hatte mit der in Apolda gegossenen und vom damaligen Pfarrer Glöckner geweih-ten, dem wirtschaftlich eingeschränkten Zustand geschuldeter, Eisenhartgussglocke wieder ein Geläut aus drei Glocken.

Das Anliegen der Glocke des Gedenkens und der Erinnerung wurde mit der lateinischen Inschrift „Reminiscere“ unter dem Kreuz und weiteren Aufschriften aus Bibelzitaten sowie dem Stiftungsanlass erfüllt.

Die nachkriegsbedingten Eisenglocken unterliegen naturbedingt einem ständigen Verschleiß, der auch ihren Klang negativ beeinflusst.
Das „Glockenprojekt St. Trinitatis Sondershausen“ hat neben der Restauration des Geläuts auch den Austausch der Glocke „Reminiscere“ zum Ziel. Die neue Bronzeglocke zum Ersatz steht schon seit einem Jahr bereit. Sie soll zusammen mit einer noch fehlenden Hauptglocke spätestens im Mai dieses Jahres eingebaut wer-den.

Auch an dieser Stelle sei allen Spendern, die das Vorhaben ermöglicht und unterstützt haben, vielmals gedankt.

Für die ausgebaute Glocke, die von der Kirch-gemeinde der Stadt Sondershausen gestiftet wurde, beginnt nun mit der gleichen Aufgabe eine neues Leben. Sie wird in ein Mahnmal zur Erinnerung an die Zerstörung Sondershausens eingebaut werden.

Als „Friedensglocke“ wird sie weiter ihre Botschaft optisch verkünden.
„Ad multos annos“ – hoffentlich für alle Zeit.

H.K.

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