Neues Leben für alte Glocke, Teil II


(Fortsetzung)

In zwei Beiträgen in der vergangenen Ausgabe Nr. 03/2020 hatte das Sondershäuser Heimatecho an den Bomber-Angriff der anglo-amerikanischen Luftstreitkräfte auf Sondershausen noch kurz vorm dem Ende des 2. Weltkrieges am Abend des 8. April 1945 erinnert und über die Absicht berichtet, die Erinnerungsglocke „Reminiscere“ vom 8. April 1955 aus dem Geläut der Stadtkirche St. Trinitatis zu entnehmen und in ein Friedensmahnmal einzubauen. Der Bericht endete mit dem Abtransport der vom Turm herabgelassenen Glocke durch die Freiwillige Feuerwehr Stockhausen unter Wehrleiter Mike Grambs am 9. März 2020. 

Nun ist zu berichten, dass zwischenzeitlich die neue imposante Glockenaufhängung durch die Fa. Stahlbau A. Lien in Sondershausen für das Mahnmal gefertigt worden ist. Die Ausführung lehnt sich an Entwürfe für den Kirchhof St. Sixtus in Ermsleben durch den Architekten Gerd Srocke (Halberstadt) und Pastorin Gabriele Lättig an. 

Am Abend des 7. April war es dann soweit, dass die Spezialisten der Fa. Lien mit Hilfe der Feuerwehr und eines Schwerlastkrans (die Glocke allein wiegt ca. eine Tonne) das Mahnmal auf den vorbereiteten Platz vor der Bergratsvilla in der Güntherstraße einsetzten und verankerten. Leider musste dies wegen der restriktiven Corona-Bestimmungen weitgehend in Abwesenheit der Öffentlichkeit stattfinden. 

Eine „Weihe“ dieses neuen Mahnmals nahm am Folgetag, dem 8. April, Herr Bürgermeister Grimm vor. Er legte um 17:30 Uhr, dem Beginn des zerstörenden Angriffs vor 75 Jahren für die Stadt Sondershausen, wiederum von nur wenigen Bürgern in gehörigen Abständen begleitet, erstmalig an diesem Ort ein Blumengebinde nieder.

Sondershausen hat damit einen weiteren historisch bedeutenden und kulturell wertvollen Gedenkort zur Erinnerung an ein schreckliches Ereignis in seiner über tausendjährigen Geschichte erhalten. 

Obwohl die Beschriftung der Glocke außer mit dem theologisch liturgischen Text als umlaufender Schriftzug oben an der „Schulter“ der Glocke „Und alles ist eitel, du aber bleibst und wenn du ins Buch des Lebens schreibst“ (nach Fred Salomon und Off. Joh.) mit „Den Toten zum Gedächtnis / Den Lebenden zur Mahnung / 8. April 1946 / Karfreitag 1955“ allen Vorbeigehenden ziemlich verständlich erscheint, sollte vielleicht doch eine kleine Tafel mit kurzem Hinweis auf Sinn und Geschichte dieses Friedens-Mahnmals hilfreich sein.

Die Gedenkfeierstunde an diesem Ort soll zu einer passenden Zeit nachgeholt werden.

H. K.