Magister Hartmut B. Heinze und Sondershausen
Nicht nur den Lesern des Sondershäuser Heimatechos ist der Autor Hartmut B. Heinze kraft seiner Beiträge und seiner Vorträge sowie sonstiger Druckschriften gut bekannt. Magister Heinze und seine Verbundenheit mit Sondershausen ist eine längere Geschichte, gespickt mit persönlichen Beziehungen zu Sondershäuser Persönlichkeiten, gekennzeichnet auch von gegenseitiger Achtung und Verehrung. Zu nennen sind u. a. die Pflege des Erbes von Johann Karl Wezel mit Karl-Heinz „Wezel“-Meyer und Frau Sigrid Diez, die hier für Goethes-Erbe steht. Mit diesen begannen die Verbindungen Magister Heinzes nach hier als Literaturwissenschaftler, Autor, Schriftsteller und Lyriker mit starker pädagogischer Ausprägung. Von seiner Vielseitigkeit zeugt ein umfangreiches Werk, das auch mit Zutun von Verlag und Druckerei Starke, Sondershausen weite Verbreitung gefunden hat.
Magister Heinze pflegte, bevor gesundheitliche Probleme ihre Grenzen setzten, eine intensive Reisetätigkeit auch als sehr kundiger Reiseleiter. Es gibt wohl keine Ortsvereinigung der Goethe-Gesellschaft, die er nicht mit einem Vortrag besucht hat. Er gewährte dabei auch beispielhafte Konditionen, für die alle sehr dankbar sind. Dies ist auch Ausdruck seines Mäzenatentums. So spendete er gleich zu Beginn des „Glockenprojektes St. Trinitatis Sondershausen“ einen größeren Geldbetrag. Er unterstützte in gleicher Weise den Aufbau der Frauenkirche in Dresden und verschiedene Vorhaben in seiner Heimat Berlin. Nach eigener Zählung weilte Heinze seit der Wende 1989 37 Mal in Sondershausen, beginnend mit dem Besuchsziel Wezel-Meyer und des Wezel-Arbeitskreises bzw. der Wezel-Gesellschaft, solange die Sondershäuser Wezel-Pflege noch öffentlichkeitswirksam war.
Zu seinen Besuchszielen hier zählten außer den regionalen historisch-kulturell-touristischen Zentren unbedingt ein Besuch des Possens mit seinen Bären, für einen Menschen aus B“ä“rlin und einem „B“ unter dem erweiterten Vornamen sehr verständlich.
Nachstehend druckt das SHE eine jüngste Wortmeldung des Magisters Heinze zu einem Musiker ab, der einen wichtigen Beitrag zu Sondershausens Musikgeschichte hinterlassen hat. Nach einem Beitrag zu Max Bruch (1838-1920) im SHE 14 (2003) Nr. 13 hat er die aktuelle Wahrnehmung Max Bruchs heute in dessen 100. Todesjahr zum Gegenstand gemacht. Seiner Zeit war Heinze ein Aufsatz über Bruch wichtiger als einer über Wezel. Auch wenn es seit 1998 eine in Sondershausen ansässige Max-Bruch-Gesellschaft gibt, jährliche Bruch-Kammerkonzerte stattfinden, das Sondershäuser Max-Bruch-Fest 2001 mit Konzerten, Vortragssymposium und einem speziellen Marschner-Meisterkurs sich als fruchtbringender Höhepunkt erwies, ist für eine aktive Max-Bruch-Pflege in Sondershausen auch aus touristischer Sicht durchaus noch Raum vorhanden.
Erinnern wir uns vorher am Freitag, dem 2. Oktober an den Todestag des einstigen Sondershäuser Dirigenten und Komponisten Max Bruch. Hören wir vielleicht an diesem Tag in eines seiner Werke hinein. Vielleicht aus Anlass des erfolgreichen Abschlusses des „Glockenprojektes St. Trinitatis Sondershausen“ in Bruchs Vertonung von Friedrich Schillers „Lied von der Glocke“ (zuletzt 2007 in Sondershausen aufgeführt).
H. K.
Max Bruch und Berlin 2020
Der deutsche Komponist Max Bruch (1838-1920) verstarb am 2. Oktober 1920 in seiner Wohnung Albestraße 3 (Gedenktafel) in Berlin-Friedenau, also vor 100 Jahren. Sein Grab befindet sich auf dem St. Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg, Großgörschenstraße, heute ein Ehrengrab.
Er wurde in Köln geboren als Spross einer protestantischen Theologenfamilie. Die Stationen seines Lebens waren Köln, Heidelberg, Mannheim, Hannover, Koblenz, Berlin, Sondershausen (Hofkapellmeister 1867-70), Berlin, Bonn, Berlin, Liverpool, Breslau und dann für die letzten 29 Jahre endgültig Berlin. Er erhielt zu Lebzeiten viele Ehrungen, u.a. Ehrendoktor, zugleich mit Verdi, in Cambridge, in Berlin leitete er eine Meisterklasse für Komposition, als Nachfolger Joachims wurde er Vizepräsident der Musikhochschule und Ritter des Ordens „Pour le Mérite“.
Weitere biografische Einzelheiten finden sich in dem Max Bruch würdigenden Blatt der vom Kulturamt Sondershausen - von Helmut Köhler redigiert und gestaltet, von Starke gedruckt herausgegebenen Blatt der Reihe „Persönlichkeiten in Sondershausen (2003).
Hier soll es um das Werk Bruchs gehen. Weltberühmt, noch heute im Repertoire jedes Violinsolisten, ist sein 1. Violinkonzert in g-moll, op.26, entstanden um 1868 und in Sondershausen uraufgeführt. Aber Bruch schuf, neben einem heute kaum noch bekannten Chor und Opernschaffen, 2 weitere Violinkonzerte, eine Fantasie für Violine und Orchester op.75 sowie die „Schottische Fantasie für Violine und Orchester mit Harfe“, op.46, die ich am 2. Dezember 1973 mit der koreanischen Solistin Kyung Wha Chung unter dem Dirigat von Eugen Jochum in der Berliner Philharmonie erlebte: ein fulminantes, absolut virtuoses Werk!
Max Bruch schuf 2 seiner 3 Sinfonien schon in Sondershausen, außerdem komponierte er Klavier- und Kammermusik und, wie gesagt, viele Messensätze, Opern und eine Fülle von oratorischen Werken (wie u.a. „Arminius“, „Gesang der heiligen drei Könige“, „Odysseus“).
Im Staatsopernprogramm für die Spielzeit 20/21 in Berlin ist für den 18. April 2021 ein Trio für Klarinette, Viola und Klavier von Max Bruch im allg. Repertoire angekündigt. Wenigstens hat Maestro Daniel Barenboim 2006 bei Verleihung des "Preises für Verständigung und Toleranz“ an ihn zusammen mit dem damaligen arabischen Philharmoniker Nabil Shehata den von einem jüdischen Mäzen bei Bruch bestellten jüdischen Klagegesang „Kol Nidrei“ für Cello und Orchester musiziert!
Und was tut sich 2020 in Sachen Max Bruch in Berlin?
Nichts,…. außer das am 1., 2. und 3.10.2020 in einem Konzert der Berliner Philharmoniker, so es die Pandemie zulässt, das einzig berühmte 1. Violinkonzert in g-moll erklingen soll, gespielt vom 1. Konzertmeister Noah Bendix-Balgley unter dem Dirigat von Marek Janowski (geb. 1939).
Die übrigen Orchester Berlins zeigen in ihren Vorschauen kein einziges (anderes!) Werk Bruchs zum Herbst an. Angesichts des 100. Todestages zeichnet sich - jedenfalls in Berlin - nichts anderes ab als die lang bekannte Werbung: Max Bruch und sein 1. Violinkonzert, - sonst nichts, leider.
Hartmut Heinze, M.A.