Gedenkbäume in Sondershausen - Nachbetrachtung zum „Tag des Baumes“
Seit langem wird jährlich am 25. April der „Tag des Baumes“ begangen. Er wir d genutzt, den „Baum des Jahres“ in den Vordergrund zu rücken, auf Probleme aufmerksam zu machen. In Sondershausen hatte sich die Tradition entwickelt, ein Exemplar des Jahresbaums im städtischen Raum zu pflanzen. Besonders die Jugend wurde mit einbezogen. Solche Haine mit Jahresbäumen finden wir im Gelände der Karl-Günther-Kaserne und im Östertal.
In dieser Folge soll an einige namentragende Gedenkbäume in Sondershausen und Umgebung erinnert werden.
1. Die Bettelmanns-Eiche
zwischen Badra und Steinthaleben
Dieser weit aus der Landschaft sichtbare sehr markante Baum steht an den Flurgrenzen von Badra, Steinthaleben und Bendeleben und könnte die Aufgabe als Grenzbaum gehabt haben. Er soll ca. 700 Jahre alt sein. Der Name rührt vom in seiner Nähe gelegenen sog. Bettelmanns-Friedhof für Fremde her.
2. Bismarck-Eiche
hinter der früheren Gaststätte „Bismarck-Höhe“ an der Promenade HsNr. 24
Der Baum wurde zu Reichskanzler Fürst Bismarcks 70. Geburtstag am 1. April 1885 gepflanzt. Neben den Wurzelballen soll eine eiserne Röhre mit Zeitdokumenten eingelegt worden sein. Die Eiche aus dem Forst Bebra soll bei der Pflanzung ca. 15 Jahre alt gewesen sein. Gleichzeitig wurde die Gaststätte „Felsenkeller“ (Bes. Richard Volland) in „Bismarckhöhe“ umbenannt. Im Jahre 1949 erhielt sie den Namen „Lindenhöhe“, wurde 1962 geschlossen.
3. Lenk-Linde
am Schulhang im Östertal
Die aus der Forstbaumschule stammende Kugellinde wurde nach dem Tod Dr. Karl Lenks (4.02.1922-10.01.2016) zu seinem Gedächtnis am 22. April 2015 im Beisein von Freunden und Verehrern am Schulhang im Östertal gepflanzt. OSTR Lenk war als Dipl.-Päd. Und Dipl.-Biologe von 1952 bis 1992 (Promotion 1965 auch in Jena) im Schuldienst Sondershausen tätig. Sein Beruf war ihm Berufung, so dass er sich als sehr beliebter Lehrer große Verdienste erworben hat. Er fühlte sich den Aufgaben des Natur- und Umweltschutzes besonders verpflichtet.
Seine „Geschichte der Oberschule / Gymnasium in Sondershausen“ ist zu einem Standardwerk geworden.
4. Martin-Luther-Bäume
Dem Begründer des deutschen Protestantismus, dem Theologen und Schriftgewaltigen Martin Luther (10.11.1983-18.02.1546), der mit dem Anschlag von 95 Thesen am 31. Oktober 1517 die Reformation der damaligen christlichen Welt einleitete, sind in Sondershausen eine ganze Reihe von Bäumen gewidmet worden.
4.1 Luther-Eiche
an der Trift/Glasdielenweg
Sie wurde gepflanzt zum Jubiläum im Oktober 1817 nahe der ehemaligen Gaststätte „Luthershöhe“. Der Baum wurde später erneuert, erfreut sich eines guten Zustands.
4.2 Luther-Linde
an der Kirche in Jecha
Zum „Reformationsfest von Kirche und Schule“ 1817 wurde auch eine heute sehr stattliche Linde an der Evang. Kirche St. Mathai Jecha gepflanzt.
4.3 Luther-Ahorn
In der Frankenhäuser Straße/Kyffhäuserstraße Dieser Baum existiert nicht mehr.
4.4 Luther-Eiche
An der Kirche in Jecha
Anlässlich des Reformationsjubiläums 2017 wurde hier eine Eiche gepflanzt.
4.5 Luther-Buche
am Rande des Wohngebietes Dornheide nahe dem Werra-Unstrut-Radweg
Dieser Baum, gepflanzt Oktober 2017, existiert leider nicht mehr. An seine Stelle wurden 2018 mehrere kleine Blutbuchen aus Samen der mächtigen Blutbuche im Garten der Villa Lindner, Göldnerstr. 6, gesetzt. Auch von diesen Bäumchen wurden Ende Mai 2021 zwei Stück gestohlen.
5. Michaels-Eiche
im Forst Bebra/Geschling
Im Forstrevier Bebra wurde dem Oberlandforstmeister Eduard von Michael (6.01.1805-19.02.1874) wegen seiner überragenden Leistungen auf den Gebieten der Forstvermessungen und der Walderneuerung unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit eine heute schlanke, hohe nicht ganz typische Ehren-Eiche gepflanzt. Michaels Verdienste wurden neben anderer hoher Auszeichnungen 1862 mit der Adelsverleihung gewürdigt.
6. Oldenburg-Apfel
an der Alexander-Puschkin-Promenade
Ein Baumschul-Apfelbaum „Geheimrat Dr. Oldenburg“ wurde in Anwesenheit der Familie Oldenburg am „Tag des Baums“, dem 25. April 2019 zu Ehren des Schöpfers des Kgl. Preuß. Oberregierungs- und Ministerialrats Gustav Oldenburg (1873-1948) am Rande des Rosengartens, einem früheren Friedhof an der Promenade gepflanzt. Die Apfelsorte mit mittelgroßen Früchten wurde 1897 gezüchtet.
7. SV-Linde
im Lustgarten von Schloss Sondershausen
Am 17. Mai 1997 wurde am westlichen Ende der Lindenallee nahe der „Schönen Aussicht“ (auch im Zuge der Erneuerung des Bestands) die SV-Linde (eine Kaiserlinde, Tilia pallida) gesetzt. Sie soll die engen Beziehungen des „Sondershäuser Verbands Akademisch-Musikalischer Verbindungen – SV“ zu seiner Patenstadt Sondershausen symbolisieren.
8. Tatern-Linde
an der Numburg
Oberhalb der Solequelle an der Numburg in Richtung Auleben steht die mächtige mehrhundertjährige sog. Tatern-Linde. Sie ist ähnlich der Bettelmannseiche mit örtlichen Besonderheiten, wie der ehemaligen Saline, in einen Zusammenhang zu bringen.
Dies ein kleiner, wahrscheinlich unvollständiger, Einblick in den Bestand von Gedenkbäumen in unserer Heimat. Es wären weitere Bäume, die leider nicht mehr existieren (z. B. eine Wezel-Linde zum 250. Geburtstag gesetzt, die Brinkmann-Eiche in der Cannabichstraße, die Partnerschaftslinde im Gelände der Franzbergschule (18.03.1988) u. a. m.) aufzuführen. Auch weitere Bäume wären zu nennen, wie der markante Kugelbaum in der Flur Oberspier oder die Königsbuche in der Königs-/Schernberger Lehde am 4.06.2005 zum Jubiläum des Ortes vom Hainleite Wanderklub gepflanzt oder die Blutbuchen des HWK an der Cruciskirche und die Blutbuche in Pec im tschechischen Riesengebirge.
Viele dieser Gedenkbäume sind mit Schildern versehen und somit erkennbar. Mögen sie im öffentlichen Bewusstsein als Kulturdenkmal bleiben, allen zum Schutz empfohlen sein.
H. K.