Der Fläming und Goethe


Kein Fragezeichen! Goethe kam 1778 bekanntlich nach Brandenburg, um Berlin und Potsdam zu erreichen; er betrat das Kurfürstentum in Treuenbrietzen („Sand“ und „Adler“ im Tagebuch)… Aber er konnte nicht alle Orte besuchen; so hat er wohl Brück nicht gesehen. Dort aber lag eine seiner Wurzeln, nicht nur in Berka oder Badra bei Sondershausen in Nordthüringen! Das alte Brück, zwischen Bad Belzig und Beelitz, ist nicht so ansehnlich wie Jüterbog oder Treuenbrietzen oder Dahme („Achim und Bettina“!). Aber hier entstammt Gregor von Brück, einer der bedeutendsten Anhänger Luthers, der sich Gregorius Pontanus nannte; eigentlich hieß er Heinse, Sohn des Bürgermeisters von Brück. Einer seiner Brüder wurde der erste lutherische Prediger an der Stadtkirche zu Wittenberg, ein anderer Arzt in Padua (was Goethe nicht ahnte, als er dort weilte!). Bleiben wir bei Gregorius: er studierte Juristerei in Wittenberg und Frankfurt/Oder. Kurfürst Friedrich III. von Sachsen berief ihn 1520 zum Kanzler; er trat entschieden am 25. Juni 1530 auf dem Reichstag zu Augsburg für das Luthertum ein. 1548 wurde er Professor in Jena, wo er an der Uni-Gründung mitwirkte. Sein Sohn Christian wurde auch Kanzler und ehelichte Magdalena Cranach, eine Tochter des kursächsischen Hofmalers Lucas Cranach d. Ä. Danach verließ Christian das Glück. Er verbündete sich in den „Grumbachschen Händeln“ gegen den Kurfürsten und wurde verurteilt; gevierteilt. Seine Tochter Barbara entkam nach Weimar und heiratete den dortigen Bürgermeister Jacob Schröter. Beider Sohn wurde Professor in Jena, Kanzler in Meiningen und Vater einer Elisabeth, die in zweiter Ehe den Johannes Seip, Syndikus in Wetzlar, heiratete. Ihr Sohn Johann David Seip war dann der Großvater von Goethes Großmutter Anna Margaretha Lindheimer, der Frau des Wetzlarer Advokaten Johann Wolfgang Textor, der später in Frankfurt/Main Senator gewesen ist. Tochter Catharina Elisabeth Textor ehelichte 1748 den Kaiserlichen Rat Goethe …. So kam Goethe auch zu märkischen Ahnen aus Brück, wovon er wohl nichts wusste, als er 1778 in Treuenbrietzen die brandenburgische Grenze übertritt und den Adler von Fridericus Rex und den Sand der Mark hier schon im Fläming notierte.

Den Fläming hat übrigens Fontane bei seinen ausgedehnten und vielfachen märkischen Wanderungen nicht erkundet und also auch in seinen schriftlichen Berichten nicht geschildert.

 

Hartmut B. Heinze