Das Staatliche Museum im Jagdschloss ,,Zum Possen“
Nach der Abdankung des Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen im Jahre 1918, übernahm die Gebietsregierung für Schwarzburg-Sondershausen, die dem Staatsfiskus zugefallenen Besitzungen. In den Räumen des Jagdschlosses ,,Zum Possen“ wurde aus dem Inventar der einstigen Fürsten, durch die Schwarzburg-Sondershäuser Gebietsregierung, ein Staatliches Museum angelegt. 1920 wurde das Museum vom neugebildeten Land Thüringen verwaltet.
Die Betreuung desselben hatte der Kustos des Städtischen Museums Sondershausen Edmund Döring übernommen. Unterstützung erhielt er von den Vereinsmitgliedern der Possengemeinde. Der Verein ,,Possengemeinde“ hatte sich 1921 gegründet, mit dem Ziel, den Possen in seiner ursprünglichen Gestalt als Fürstlich Schwarzburgische Erinnerungsstätte zu erhalten. Die Sammlungen des Museums bestanden aus Jagdtrophäen, Jagdwaffen und dem Jagdgeräten der Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen.
Aber auch aus Möbel, Musikinstrumente, eine Sammlung exotischer Waffen und viele andere Kunstgegenstände wurden hier gezeigt.
Aus einem von E. Döring verfassten Inventarverzeichnis erfahren wir, wie die Zimmer im Einzelnen ausgestattet waren. Die einzelnen Räume waren durch Aufschriften gekennzeichnet.
Musikzimmer des Fürsten Günther Friedrich Karl II. reg. 1855-1880, 1889
Die Wände des Raumes waren mit Bildern geschmückt, welche die Soldaten, die Dienerschaft, die Gendarmen und die Heiducken Manhard und Lisegang unter der Regierung des Fürsten Günther Friedrich Karl II. zeigten.
Ebenso die Fotografien der Lohkappelle mit Erdmannsdörfer und ein Druck im Goldrahmen den Fürsten Günther Friedrich Karl II. darstellend, sowie die Fotografie des Fürsten ,,Schloss Sondershausen, Abfahrt zum Possen“
Weiterhin sah man ein Tuch mit den Wappen der deutschen Bundesstaaten und verschiedene Halsbänder von Hunden und Affen. Im Zimmer standen ein geschnitzter Stuhl mit weißer Schleife und Kissen, welcher unter dem Sitz ein Musikspielwerk hatte.
Ein Glasschrank mit persönlichen Gebrauchsgegenständen des Fürsten Günther Friedrich Karl II. Auf dem Schrank eine Spieluhr in Form eines Vogelbauers mit rotem Vogel, welcher singen konnte. In einem Regal befanden sich im oberen Fach zwei musikalische Bierseidel, eine musikalische Wasserflasche, ein Bild mit schwarzen Soldaten, welche mechanisch bewegbar waren und sechs Schlüssel zum Aufziehen der Musikwerke. In goldenen Bilderrahmen hingen die Bleistiftskizzen von der Kirche und einem Stadttor aus Sondershausen. Diese hatte der Prinz Günther Leopold von Schwarzburg-Sondershausen gemalt. Ein weiteres Zimmer trug die Bezeichnung: Aus fremden Ländern.
Vorhanden waren hier die Gegenstände fremder Kulturen. Laut Inventarverzeichnis erblickte man hier Sonnenschirme der Malaien. Menschenschädel auf schwarzen Konsolen. Einen Krokodilschädel, Alabasterfiguren, Nippfiguren und eine Haifischhaut. Des Weiteren Chinesische Schalen, Bilder und Fächer. Einen Teufelsstuhl mit geschnitztem Teufelskopf. Seine Lehne bestand aus Gehörn, der Sitz sowie die Lehne waren mit Pelz bezogen. Außerdem waren zu sehen: Ausländische Dolche, Schwerter und Speere, Blasrohre von der Südostküste von Borneo mit eisernen Spitzen. Eine Kanone der Malaien aus Sumatra, Flechtarbeiten und Windfächer vervollständigten die Zimmereinrichtung.
Der nächste Raum trug die Bezeichnung Jagdzimmer.
Alle Möbel waren aus Hirschgeweihen hergestellt. Bewundern konnte man hier alte Jagdgewehre, Saufänger, Jagdhörner, Hundepeitschen, Jagdmesser, ein Notenblatt mit dem Wildschweinmarsch für den Fürsten Günther Friedrich Karl I. und sein Jagdgerät. Einen runden Rauchtisch mit Tannenzapfenverzierung und Hirschbeinen. Einen runden Tisch aus Hirschhorn mit einer Platte von Elfenbein mit einer Einlage, die ein Pferd vorstellte. Einen Spiegel mit einem Geweihrahmen der mit Elfenbeinköpfen von Hirschen, Vögeln, Wildschwein und Rehen verziert war. An den Wänden hingen 125 Rehgeweihe, zwei Riesenelchgeweihe mit Gipsköpfen, ein Hasen-, ein Reh- und ein Wolfskopf aus Gips. In Glaskästen befanden sich ausgestopfte Seeadler und eine weitere Vitrine beherbergte 18 Geweih- und Elfenbeinschnitzereien. In einem Glaskasten befanden sich junge ausgestopfte Bären, welche auf dem Possen geboren waren.
Das folgende Zimmer war ebenfalls als Jagdzimmer gestaltet und an den Wänden hingen Hirsch-, Reh, und Elchgeweihe, Büffelhörner, Wildschweinköpfe und Gehörne afrikanischer Tiere. Ausgestattet war der Raum ebenfalls mit Möbeln aus Hirschgeweihen. So sah man einen Schreibtisch aus Hirschgeweihen mit Elfenbeinverzierungen und Füßen aus Löwenklauen. Auf dem Schreibtisch standen Geweihvasen mit Elfenbeinverzierungen. Dazu passend ein halbrunder Tisch aus Geweihen mit Elfenbeineinlagen und Löwenfüßen, darauf ein Lichtständer mit sechs Lichthaltern aus Rehgeweih. An den Wänden hingen 28 Hirschgeweihe, 67 Rehgeweihe und drei Elchgeweihe mit Gipsköpfen, zwei Fuchs-, ein Dachs-, zwei Hunde- und ein Wildschweinkopf. Ein Stockständer mit verschiedenen Spazierstöcken, z.T. mit Elfenbeineinlagen oder Schlangenhautüberzügen, befanden sich ebenfalls in diesem Raum. Der Kronenleuchter des Zimmers war aus Hirschgeweih gefertigt, man hatte ihn mit einer Kette aus Hirschhorn verziert und er trug 18 Lichthalter.
Das Treppenhaus zählt ebenfalls zum Museum. An den Wänden der Treppe hingen links und rechts, vom Erdgeschoss bis zum Dachboden hinauf Hirschgeweihe.
Der nächste Museumsraum wurde als Kunstzimmer bezeichnet und beherbergte Kunstgegenstände, wie Gläser und Porzellane. In den Schränken des Raumes konnte man Leuchter, Vasen, Schalen, Flaschen und Gläser aus Rubinglas betrachten, welche mit kunstvollen geschliffenen Jagdzehnen verziert waren. An den Wänden hingen 16 kleine Holzbilder mit Einlegearbeiten.
Der nun folgende Raum wurde als Fürstenzimmer bezeichnet. Ausgestattet war er mit den Fotographien bzw. Gemälden der einstigen Schwarzburg-Sondershäuser Fürsten und einzelnen Familienmitgliedern. Ebenso konnte man ein Foto des Vereins ,,Possengemeinde“ vom Jahre 1925 besichtigen. Auch der Sterbestuhl des Fürsten Günter Friedrich Karl II. hatte hier Aufstellung gefunden.
An den Wänden waren Hirschgeweihe befestigt. Ausgestattet war das Zimmer mit Möbeln, welche mit Schnitzereien verziert waren.
In einem weiteren Zimmer befanden sich Schränke mit Büchern, sowie Nippessachen, welche der Kustos E. Döring unter Verschluss hatte. Weiterhin war der Raum mit zwei Schreibtischen, einer Standuhr und diversen Möbeln ausgestattet.
Der Eintritt im Possenmuseum kostete für einen Erwachsenen 30 Pfennige und für Kinder 15 Pfennige. Die Öffnung des Museums und Kassierung der Eintrittsgelder übernahm der jeweilige Possenwirt. Nach dem Tode Edmund Dörings 1938 hatte sich kein neuer Betreuer gefunden und deshalb sollte das Museum den Städtischen Sammlungen der Stadt Sondershausen zugeführt werden. Dieser Vorschlag kam 1941 vom Thüringer Finanzministerium. Der Landrat des Kreises Sondershausen lehnte dies jedoch aus Mangel an Ausstellungsfläche im Städtischen Museum ab. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges verblieb das Museum in den Räumen des Jagdschlosses. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde das Jagdschloss ,,Zum Possen“ geplündert und mit ihm das Museum. Lehrer Penzler aus Oberspier berichtete später, dass die Sammlungsgegenstände und die alten Aufzeichnungen durch Plünderung, Zerschlagen und Verbrennen vernichtet wurden. Die nach dem Krieg durchgeführten Nachforschungen nach den musealen Beständen des Jagdschlosses blieben erfolglos.
Hanna Nagel
Quellen: Akten des Magistrats der Stadt Sondershausen Bestand 4 Aktennummer 2828 – 2834
Unterlagen des Schlossmuseums zur Museumsgeschichte