Amerikanische Verhältnisse in SDH
Teil II von Reiner Seidel
Klar, SDH - Sondershausen.
Aber dann geht es bestimmt bei dem einen oder anderen Leser schon mit seinen vielleicht sogar ganz persönlichen Überlegungen los. Eigentlich verständlich. Sehr sogar.
Damit es im Weiteren zu keinen Verwechslungen kommen kann, will ich gleich eine
1. Feststellung
einschieben: Ich schreibe das Vorliegende stolz und überzeugt im Jahre 2 0 2 0. Ja, es sei wie es sei 2 0 2 0!
Habe ich damit eventuell und hoffentlich
1. Zweifel
beim Lesen zerstreuen können?
In Ordnung so? Oder gibt es noch „Nachhilfebedarf“?
Trotzdem stimmt diese Überschrift. Unwiderruflich, bestimmt, kurz und gut.
Komme ich deshalb zur Aufklärung der genannten Verhältnisse gleich zum wohl noch
2. Zweifel,
der bestehen könnte, nämlich hinsichtlich der betroffenen Stadt.
Da kann ich schon mal die Bürger meiner zweiten Heimatstadt beruhigen. Meine erste Heimatstadt und damit meine eigentliche, liegt im Erzgebirge und nennt sich stolz Aue/Sachsen. Mit dem Uranabbau nach 1945 sowie der berühmten Fußballmannschaft - ehemals „FC Wismut“ bzw. heute „Erzgebirge“ Aue. Leider hat es auf diesem Gebiet bei mir nur zu einem Rechtsaußen in der Betriebsmannschaft des VEB Halbzeugwerke Auerhammer, sprich BSG Stahl Auerhammer gereicht. Trotzdem, bei Kali und Sondershausen bin ich doch im Laufe der Zeit seit 1958 heimisch geworden. Ja, darauf bin ich auch ein bisschen stolz, und das freut mich. Besonders in diesem Alter dann schon. Wenn man zurückschaut und plötzlich die Gedanken kommen:
„850 Jahre Sondershausen“.
Da bist du doch auch schon dabei gewesen. Nein, 850 bin ich noch nicht. Glücklicherweise. Nein, wenn es auch in der Überschrift so lautet, es betrifft wirklich Sondershausen. Betroffenheit herrschte in Sondershausen schon.
Noch kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, als die alliierten angloamerikanischen Bomberverbände auch hier in der Innenstadt großes Unheil anrichten. Aber deshalb sprechen wir nicht von amerikanischen Verhältnissen. Auch nicht, als wenige Tage später die Amerikaner in die Stadt einrückten. Das, was sie da aus der Luft anrichteten, ließ sie am Boden verhältnismäßig kalt. Krieg war eben Krieg - nach ihrer Auffassung. Deshalb aber auch keine amerikanischen Verhältnisse.
Da bist du doch auch schon dabei gewesen. Nein, 850 bin ich noch nicht. Glücklicherweise. Nein, wenn es auch in der Überschrift so lautet, es betrifft wirklich Sondershausen. Betroffenheit herrschte in Sondershausen schon.
Noch kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, als die alliierten angloamerikanischen Bomberverbände auch hier in der Innenstadt großes Unheil anrichten. Aber deshalb sprechen wir nicht von amerikanischen Verhältnissen. Auch nicht, als wenige Tage später die Amerikaner in die Stadt einrückten. Das, was sie da aus der Luft anrichteten, ließ sie am Boden verhältnismäßig kalt. Krieg war eben Krieg - nach ihrer Auffassung. Deshalb aber auch keine amerikanischen Verhältnisse.
Wochen später erfolgte dann der Einmarsch der Sowjet-Armee, die bis zum Jahr der Wende blieb, wenn auch nur auf einem Heldenfriedhof. Der heute noch existiert und gepflegt wird. Keinem von uns würde es gar einfallen, und in diesem Zusammenhang von sowjetischen oder gar russischen Verhältnissen zu sprechen. Demnach war es nur eine erste Ableitung bis hierher? Besser vielleicht gesagt erste Ablenkung? Oder gar erste Übertreibung?
Habe ich sogar die Wahrheit nicht ganz gesprochen oder geschrieben? An dieser Stelle wollte ich mich um das Wort Un-Wahrheit drücken. Und um noch einmal auf die eingangs genannten amerikanischen Verhältnisse zurückzukommen: Sogar in einer 2. Ableitung hätte ich schon eher sowjetische Verhältnisse sagen können, nämlich in der Zeit, als das Kaliwerk von einem Generaldirektor, der gleichzeitig in einem hohen militärischen Rang stand, geleitet wurde. Aber amerikanische?
Wie gesagt, nicht einmal sowjetische oder russische, so man will. Selbst, als wir dann in den achtziger Jahren eine „Ural 20“ als Vollgeschnitt-Abbaumaschine in das Kaliwerk nach Untertage aus der UdSSR geliefert bekamen, sprachen wir doch nicht von sowjetischen Verhältnissen.
Ich hätte dann auch zu der Zeit 20 Jahre davor französische Verhältnisse sagen müssen. Ja, tatsächlich. Weshalb?
Ich hätte dann auch zu der Zeit 20 Jahre davor französische Verhältnisse sagen müssen. Ja, tatsächlich. Weshalb?
Wir betrieben damals in unseren Gruben, selbstverständlich auch in Sondershausen, als wir im VEB Bergwerksmaschinen Dietlas die Produktion von Bohrwagen mehrerer Typen noch nicht selbst aufgenommen hatten und diese aus Frankreich bezogen, eine solche Technologie.
Langsam sehe selbst ich ein, solch ein Thema und dazu gleich in der Überschrift benannt, kann man wirklich nur in einem „gesunden Buch“ versuchen darzustellen.
Langsam sehe selbst ich ein, solch ein Thema und dazu gleich in der Überschrift benannt, kann man wirklich nur in einem „gesunden Buch“ versuchen darzustellen.
Nun möchte ich das Verwirrspiel und die Ungenauigkeiten bzw. Verzögerungen und taktischen Geplänkel nicht weiterführen und den Leser an eine Lösung heranführen.
Als Intermezzo eingestreut und das ganz ehrlich gemeint und ich hoffe, es geht auch dem Leser so, war ich über die Lösung selbst mehr als erstaunt, habe gelacht, sogar nicht einmal nur in mich hinein, sondern laut, dass es vielleicht sogar die Schachtziege gehört hat. Und wenn wir jetzt bei ihr sind, kann es nur an dieser Stelle die einzige Auflösung dieser wahren Geschichte geben, sonst wird sie mir auch noch böse:
Als Intermezzo eingestreut und das ganz ehrlich gemeint und ich hoffe, es geht auch dem Leser so, war ich über die Lösung selbst mehr als erstaunt, habe gelacht, sogar nicht einmal nur in mich hinein, sondern laut, dass es vielleicht sogar die Schachtziege gehört hat. Und wenn wir jetzt bei ihr sind, kann es nur an dieser Stelle die einzige Auflösung dieser wahren Geschichte geben, sonst wird sie mir auch noch böse:
„Welchen Aufschwung die Gewerkschaft „Glückauf“ genommen hat, zeigt uns die Bilanz des Jahres 1904, deren Gewinn-und Verlust-Conto mit einem Gewinnsaldo von Mk. 1 032 990, 29 abschließt. Kaiser Wilhelm II. sagte vor nicht langer Zeit, wir brauchen Amerikaner; d.h. amerikanische Arbeiter; Arbeiter, die zielbewusst mit menschenmöglichster Energie ans Werk gehen, um diese höchste Energie in größtmöglicher Leistung, also größten möglichstes Erträgnis umzusetzen. Nun, auf dem Werke „Glück auf“ wird mit amerikanischem Zielbewusstsein, verbunden mit echt deutscher, geradezu militärischer Disziplin gearbeitet, hierbei aber der „Menschlichkeit“ weitest Tür und Tor geöffnet.
Und das ist die Kunst; oder aber gerade wegen dieser Kunst des Regimes klippt und klappt es auf dem Werke, wie in einem Werke einer Uhr.
Mit nachahmenswerter Strenge und Liebenswürdigkeit zugleich, versteht es der Generaldirektor des Werkes „Glückauf“, Herr Bergrat Fuchs, seine Leute zu disziplinieren und ihre Leistungsfähigkeit aufs höchste Maß anzuspannen, ohne irgendwie Unbehagen, geschweige denn Unwillen bei seinen 500 Arbeitern zu erzeugen, so dass wir diese Geschäftsführung tatsächlich als Muster deutscher Organisation hinstellen können.
Mit nachahmenswerter Strenge und Liebenswürdigkeit zugleich, versteht es der Generaldirektor des Werkes „Glückauf“, Herr Bergrat Fuchs, seine Leute zu disziplinieren und ihre Leistungsfähigkeit aufs höchste Maß anzuspannen, ohne irgendwie Unbehagen, geschweige denn Unwillen bei seinen 500 Arbeitern zu erzeugen, so dass wir diese Geschäftsführung tatsächlich als Muster deutscher Organisation hinstellen können.
Am deutlichsten sprechen ja die Tatsachen und Ziffern. Es ist selbstredend, dass es bei einem so verständnisvoll, und ich möchte sagen mit führend geleiteten Unternehmen, an Wohlfahrtseinrichtungen nicht fehlen kann. Und so sind denn auch hier Einrichtungen getroffen, die dem Arbeiter nicht nur leibliche, sondern auch materielle Vorteile bieten und für Krankheitsfälle, Unterstützungsbedürftigkeit, Invalidität etc. vorsorgen.
Man sieht auch allenthalben zufriedene Gestalten, die für ihren Direktor und seine Hilfsbeamten durchs Feuer zu gehen bereit sind und aus vollem, aufrichtigem Herzen erklingt der Ruf des Arbeiters seinem Vorgesetzten gegenüber, wenn er ihm ein herzliches „Glückauf“ zuruft.
Man sieht auch allenthalben zufriedene Gestalten, die für ihren Direktor und seine Hilfsbeamten durchs Feuer zu gehen bereit sind und aus vollem, aufrichtigem Herzen erklingt der Ruf des Arbeiters seinem Vorgesetzten gegenüber, wenn er ihm ein herzliches „Glückauf“ zuruft.
--------------------------------------------------------------------------------------------------
Ist das nicht so etwas so von „herrlich“?Kommentarlos - amerikanische Verhältnisse.
Ich nehme sogar an, die Schachtziege beißt sich hier in den Schwanz und verpasst vor Lachen die Seilfahrt zur Frühschicht. Nein, nein, ihre Bergleute von heute. Werdet mal nicht übermütig!
Klar, das gab es schon auf „Glückauf“. Diese Verhältnisse amerikanischer Art.
Ich nehme sogar an, die Schachtziege beißt sich hier in den Schwanz und verpasst vor Lachen die Seilfahrt zur Frühschicht. Nein, nein, ihre Bergleute von heute. Werdet mal nicht übermütig!
Klar, das gab es schon auf „Glückauf“. Diese Verhältnisse amerikanischer Art.
Ist wahr, was hier steht. Und dem Bürgermeister dieser Stadt zur Beruhigung - nicht in seinem Amtsbereich…
Nun höre ich aber auf damit, mit dem Amerikanischen. Eventuell fällt ihm da sogar ein Stein vom Herzen, den er dringend braucht, um endlich nun sein Rathaus wieder auf Vordermann bringen zu können. Vielleicht ist es sogar dieser berühmte eine Stein. Der Schlussstein, der bis zur Fertigstellung noch fehlt. Wünschen wir es ihm doch. Hat er doch verdient. Wenn auch kurz erst im Geschäft. Nein, doch, es stimmt schon. Es war damals so.
Nun höre ich aber auf damit, mit dem Amerikanischen. Eventuell fällt ihm da sogar ein Stein vom Herzen, den er dringend braucht, um endlich nun sein Rathaus wieder auf Vordermann bringen zu können. Vielleicht ist es sogar dieser berühmte eine Stein. Der Schlussstein, der bis zur Fertigstellung noch fehlt. Wünschen wir es ihm doch. Hat er doch verdient. Wenn auch kurz erst im Geschäft. Nein, doch, es stimmt schon. Es war damals so.
Und dieser obige Bericht, zumindest ein Teil davon, stammt aus der Presse. Nein, nicht aus einer Maschine zum Pressen, oder gar um die Zeitungen zu schreddern. Wir reden doch nicht von der Lügenpresse des 21. Jahrhunderts.
Der Leser wird schon merken, dass die Auflösung des ganzen Geschehens ich nicht verantworten und übernehmen kann. Sondern ich schiebe das wieder mal unserer guten, lieben, ach so herrlichen Schachtziege in ihre überdimensionalen Arbeitschutzsschuhe.
Der Leser wird schon merken, dass die Auflösung des ganzen Geschehens ich nicht verantworten und übernehmen kann. Sondern ich schiebe das wieder mal unserer guten, lieben, ach so herrlichen Schachtziege in ihre überdimensionalen Arbeitschutzsschuhe.
Damit mache ich es mir aber auch nicht einfach. Das wäre es ja dann gewesen, wenn ich jetzt einfach an dieser Stelle: „20. Jahrhundert, Tatsachenbericht in einer, bitte festhalten, Kunstzeitung“ sage.
Ja, es stimmt, das Bergwerk Glückauf und die Bergleut` seins an diesem Schacht kreuzbrave Leut`, wurde dieser Tatsachenbericht in einer Kunstzeitung des Deutschen Reiches veröffentlicht.
Ja, es stimmt, das Bergwerk Glückauf und die Bergleut` seins an diesem Schacht kreuzbrave Leut`, wurde dieser Tatsachenbericht in einer Kunstzeitung des Deutschen Reiches veröffentlicht.
Ehrlich, Kaiser Wilhelm gab es damals noch. Auch gesungen, dass verschiedene Deutsche ihn wiederhaben wollten, wurde noch nicht. Der Monarch lebte noch. Selbst bei guter Gesundheit. Der Erste Weltkrieg auch noch nicht angezettelt. Genau in dieser Gloria-Zeit nähern wir uns bald dem letzten Stück Aufklärung zu den Verhältnissen „à la Amerika“. Nun ganz offiziell:
11. Jahrgang. Nummer 7. Berlin, Juli 1905 Einzelnummer 25 Pfennige, „Deutsche Industrie und Kunst für die Familie“.
11. Jahrgang. Nummer 7. Berlin, Juli 1905 Einzelnummer 25 Pfennige, „Deutsche Industrie und Kunst für die Familie“.
Sollte jemand mir das nicht glauben, so habe ich hier verbrieft und gesiegelt sogar die genaue Anschrift:
„Korrespondenz erbeten an die Redaktion: Kronprinzstraße 127. Fernsprecher: Amt 9, 13690.
Gibt es nun noch Zweifel?
Zu den herrschenden >amerikanischen Verhältnissen< bei uns tief im Schacht, an den Gewesenen selbstverständlich, hat doch wohl nicht sogar die Schachtziege mit den Ohren geschlagen und verkündet: „Wo der das bloß alles wieder mal herhat?“ Liebe Leser, mit der Schachtziege und über sie komme ich langsam wieder in die Realität zurück. Und da ein Bergmann immer ehrlich ist, na ja, fast immer, übertage zumindest. In der Grube muss er sogar das „fast“ weglassen, das rechte Schritt-Maß einhalten, sonst fällt ihm die Firste auf den Kopf.
„Korrespondenz erbeten an die Redaktion: Kronprinzstraße 127. Fernsprecher: Amt 9, 13690.
Gibt es nun noch Zweifel?
Zu den herrschenden >amerikanischen Verhältnissen< bei uns tief im Schacht, an den Gewesenen selbstverständlich, hat doch wohl nicht sogar die Schachtziege mit den Ohren geschlagen und verkündet: „Wo der das bloß alles wieder mal herhat?“ Liebe Leser, mit der Schachtziege und über sie komme ich langsam wieder in die Realität zurück. Und da ein Bergmann immer ehrlich ist, na ja, fast immer, übertage zumindest. In der Grube muss er sogar das „fast“ weglassen, das rechte Schritt-Maß einhalten, sonst fällt ihm die Firste auf den Kopf.
Um also bei der Wahrheit zu bleiben: Auf diesen Artikel, in der Kunstzeitung wie wohl gemerkt, bin ich gestoßen im Zusammenhang der
Unterstützung der Sondershäuser Bergleute zum Fürstenjubiläum 1905.
Was bleibt mir am Schluss noch zu verkünden? Das Kaliwerk gibt es noch. Fördernd raus und sogar rein. Das will doch schon etwas heißen. Oder?
Unterstützung der Sondershäuser Bergleute zum Fürstenjubiläum 1905.
Was bleibt mir am Schluss noch zu verkünden? Das Kaliwerk gibt es noch. Fördernd raus und sogar rein. Das will doch schon etwas heißen. Oder?
Bloß, amerikanische Verhältnisse herrschen bei uns nun wahrlich nicht mehr. Wieso eigentlich amerikanische Verhältnisse? Den „verehrten“ Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, den ach so „hoch verehrten“ Präsidenten, gab es doch damals noch nicht.
Und mit dem hat sogar die Schachtziege heute so ihr Problem!
Dabei ist sie doch vom Grund her eine ehrliche Haut. (Bitte keinen Vergleich mit dem Präsidenten herstellen.)
Und mit dem hat sogar die Schachtziege heute so ihr Problem!
Dabei ist sie doch vom Grund her eine ehrliche Haut. (Bitte keinen Vergleich mit dem Präsidenten herstellen.)
Zum Abschluss habe ich nun vor, dem amerikanischen, nein, nicht Präsidenten, sondern Volk meine Verehrung zum Ausdruck zu bringen: Vielleicht hat der eine oder andere, der sich in Word auskennt, etwas typisch Amerikanisches festgestellt. Zumindest in der Schreibweise des Originaltextes aus der Kunstzeitung. Ich kann es einfach nicht lassen und musste eben dieses Wort noch einmal über meine Bergmannslippen bringen. Richtig, ich wählte in Hochachtung vor den „Amerikanischen Verhältnissen in SDH“ die Schriftart: Californian FB.
Mit einem herzlichen Glück Auf
und gesund geblieben
Reiner Seidel
PS: Bin ich dann doch am Ende tatsächlich am „Amerikanischen“ hängengeblieben - zumindest in der S c h r i f t a r t