Amerikanische Verhältnisse in SDH von Reiner Seidel
Teil I
Liebe Leser des Heimat-Echos,
nach der zehnteiligen Fortsetzungsfolge ab November 2016 „Rekonstruktion von Schacht I im Jahre 1988 im Kaliwerk Glückauf Sondershausen“ wollte ich mich dranmachen und einen Artikel mit der Überschrift „30 Jahre keine Spurlatte gewechselt“ schreiben.
Damit im Prinzip das Fazit und Ergebnis dieser Investition und die Bedeutung für das Kaliwerk in den eben letzten 30 Jahren ziehen.
Jeder Bergmann weiß, welchen Aufwand es bedarf, um eine Schachtröhre mit hölzernen Einbauten, einschließlich eben auch der Spurlatten, wegen des hohen Verschleißes zu unterhalten und welche Kosten dabei entstehen; manchmal Produktionsausfall über mehrere Schichten.
Diese Zeiten sind nun mal für den Schacht „Glückauf“ I vorbei. Eben, weil damals Stahl eingebaut wurde. Eigentlich doch ein interessantes Thema für eine Fortsetzung der o.g. Veröffentlichung. Bloß, vorerst bin ich mit der Schachtbau Nordhausen GmbH übereingekommen mit mehreren dortiger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über „Das gewisse >ESS-was<“
mit Messer und Gabel
Schlägel und Eisen-
daheim schmeckt‘s doch am besten“
ein Buch zu verfassen.
Außenstehende, vielleicht nicht einmal jeder Bergmann, können sich vorstellen, was alles mit dem Essen im Bergbau über und unter Tage passieren kann. Vom sogenannten
„Anbeißen“
zu Schichtbeginn bis hin zum
„Ausbiss“
einer Lagerstätte, wenn sie die „Sonne sieht“. Also durch ihre Lagerung das Tageslicht „erblickt“. Und diese Ess-Geschichten auch noch rund um die Welt- aus meinem geliebten Erzgebirge mit „Der berühmten Kümmelsuppe meiner Großmutter Klara“ und das gleich nach dem Zweiten Weltkrieg dort als einfachen Brotaufstrich hergestellten, berühmt, berüchtigtem „Affenfett“, über den einmaligen „Schacht Marx-Engels“ II in Unterbreizbach mit „Kaffee nackisch“ und nie erwarteten oder geahnten, aber „essbaren und sogar rauchbaren Grenzverstößen“ an der am meisten gesicherten Grenzeinrichtung dieser Erde, nämlich der Staatsgrenze West der DDR, über den legendären „Bockwurst König von Schachtbau“ in der Rhön, von den „Rauen Kerlen mit zarter Seele“ in Nordhausen selbst, beobachtet von einer ganz lieben Bergfrau. Über eine Russin, die lange Zeit in Usbekistan lebte und aus Kasachstan von „Vielversprechenden Tischen“ interessant zu erzählen weiß, und eine ganz junge Studentin aus Jaroslawl, die so treffend mit gerade einmal 19 Jahren den „Geschmack ihrer Kindheit“ beim Essen darstellen kann. Nebenbei „fallen“ von ihr auch noch einige interessante Gedichte über den Tellerrand. Das hätte ich ja alles noch auf die Reihe, auch zeitlich gesehen, hinbekommen. Jedoch dazu ergab sich für mich ein noch größeres Hindernis: Schaute ich nämlich ab und an, wenn auch nur zaghaft aus dem linken Augenwinkel, auf ein mir sehr vertrautes und am Bergmannsherzen gelegenes kleines Buch, nämlich dem
„Schwien krank“,
musste ich feststellen: die Pflege dieses einmaligen Tieres wurde bereits 2003 aufgenommen und war bis heute noch nicht gesund zu kriegen. Welche Krankenkasse macht das mit. Nicht einmal die Bundesknappschaft.
Also gab es für mich nur eins: Die Spurlatten im Schacht „Glückauf“ laufen nicht weg, aber das Schwein muss nun mal schon langsam gesundwerden, zumal auch die Pfleger, sprich die lieben Bergleute um mich herum, auch nicht mehr die jüngsten sind. Aus diesem Grunde ist mit Unterstützung vieler noch „existierender“ ehemaliger Mitarbeiter und tatkräftiger Unterstützung wieder einmal unseres einmaligen Bergfreundes Peter Blume, die gesunde Ausführung eines interessanten Schweins entstanden.
Der Krankenschein hierfür gilt nur noch bis zum 31.12.2020. Bis dahin muss das Schwein gesund sein.
„Schwien gesund“
Dabei fällt doch bestimmt den Lesern am Titelbild eine herrliche Tauschaktion auf.
2003 saß das Schwein im „Krankenwagen“ und heute genau umgedreht. Dort hat nun der Bergmann Platz genommen. Ob es sich hierbei um ein reines tierisches Dankeschön handelt oder ob der Bergmann nun womöglich jetzt gar selbst in den „Krankenwagen gehört, überlassen wir mal schön der Zukunft.
Nicht zu glauben, da habe ich nun mit dem langsam gesundenden Schwein persönlich schon so viel „Schwein gehabt“ und dann kommen wie aus heiterem Himmel mir noch die „verfluchten“ amerikanischen Verhältnisse der Quere.
Da muss eben sogar die Schweins-Pflege etwas warten.
„Amerika First“-
haben wir schon mal gehört? War da nicht mal was? Neulich erst? Oder?
Aber klar, in der „gesunden Ausführung des Schweins“ werden die amerikanischen Verhältnisse auch wieder zu finden sein. Sogar mit dem Hinweis auf die Veröffentlichung im „Sondershäuser Heimatecho“. Ehrlich und versprochen. Mit einem herzlichen
„Glück Auf“
Reiner Seidel
PS: Dann bis zum Teil II