30 Jahre BSV Eintracht Sondershausen – drei Jahrzehnte prägende Sportkultur für unsere Heimat

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Wir schreiben den 30. April 1991. Nach dem politischen Umbruch im Gebiet der ehemaligen DDR wurden in fast allen Bereichen des Lebens die Karten neu gemischt. Das galt natürlich auch für den Sport. Quer durch die gesamte Gesellschaft suchten unzählige ihr Glück im Westen und verließen Sondershausen. Zudem war eine Sportförderung, wie seiner Zeit, die des Kali-Kombinats für ihre Kumpel, durch keinen mehr tragbar. In der Summe stand der Sondershäuser Fußballsport, trotz der Vielzahl an Erfolgen, insbesondere mit mehreren Jahren DDR-Liga-Fußball (2. Liga) und dem nur knapp verpassten Aufstieg in die DDR-Oberliga (1. Liga), vor einem Niedergang.

Einziger Ausweg aus der Misere im Sinne des heimischen Fußballsports: ein Zusammenschluss der Vereine von der BSG Glückauf und der BSG Elektro Sondershausen. Und so sollte es auch kommen. Um exakt 19:26 Uhr wurde die Gründungssatzung im Saal der „Wipperperle“ von den 178 anwesenden Sportfreunden einstimmig beschlossen. Im Sinne dessen wurde mit „Eintracht“ ein Vereinsname gewählt, welcher die Gründungsabsichten in Stein meißeln sollte. Auch heute noch dokumentieren Vereinsfarben und –emblem diesen Gedanken – gelb und Emblemform von Glückauf sowie blau und die Blitze inmitten des Wappens von Elektro.

Die Weichen waren also gestellt. Die Weichen dafür, dass Sondershausen bis heute ein klangvoller Name im Thüringer Fußball ist. Keine zehn Jahre sollte es dauern, bis der Prozess des Zusammenwachsens darin mündete, im Jahr der Jahrtausendwende die erste Thüringenmeisterschaft auf dem Göldner feiern zu können.

Stetig und Stück für Stück wurden im ersten Jahrzehnt die Grundsteine dafür gelegt. Sowohl im Vereinsleben mit großen Fußballfesten (u.a. mit Uwe Seeler und dem Hamburger SV) als auch sportlich mit einer hervorragenden Jugendarbeit, welche es 1996 sogar schaffte, den Titel des A-Jugend-Thüringenmeisters nach Sondershausen zu holen. Ab der Saison 2000/01 befand sich unser BSV mit der Teilnahme an der NOFV-Oberliga (damals 4. Liga Deutschlands) in einem Teilnehmerfeld mit Dynamo Dresden, 1. FC Magdeburg oder auch Carl-Zeiss Jena. Insbesondere der Sieg in der allerersten Oberligapartie der Vereinsgeschichte gegen Dynamo vor den Augen der gut 3.500 Zuschauer auf dem Göldner ist wohl eines der absoluten Highlights der Vereinsgeschichte.

Über fünf Saisons hinweg schaffte es der BSV in dieser Spielklasse zu verbleiben. Zwar war das Abstiegsgespenst ein Dauergast, man verstand es jedoch Jahr für Jahr diesem ein Schnippchen zu schlagen. Erst 2005 war das Kapitel „Oberliga“ beendet. Danach hieß es wieder, sich im Thüringer Oberhaus, der Verbandsliga, zu beweisen. Auch dieses Unterfangen sollte gelingen und nach mehreren Podestplätzen im zweiten Landesmeistertitel im Jahr 2010 münden. Die Berechtigung zu einem erneuten Abenteuer in der Oberliga musste allerdings ausgeschlagen werden, da die Rahmenbedingungen nicht mehr vorlagen. Finanzielle Probleme und die vernachlässigte Jugendarbeit boten schlichtweg kein Fundament, auf welchem man hätte aufbauen können. Dies spiegelte sich irgendwann auch in den Ergebnissen wider.

Das dunkelste Kapitel in drei Jahrzehnten wurde am 11. Juni 2016 geöffnet, als man gegen den Tabellenletzten aus Borsch, welcher bis dahin sämtliche Auswärtsspiele verloren hatte, am letzten Spieltag zuhause mit 2:3 verlor und somit den Abstieg in die Landesklasse realisieren musste. Was also her musste, war ein Neuanfang mit Neuausrichtung. Ausrichtung mit dem Besinnen auf alte Stärken. Da sich der Amateurfußball über die Jahrzehnte hinweg auch in eine Richtung entwickelte, der einen direkten Zusammenhang zwischen Wirtschaftlichkeit und Erfolgen erkennen lässt, galt es also, vordergründig den Nachwuchs wieder zu stärken, um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben und den eigenen Selbstansprüchen nachhaltig gerecht werden zu können.

Mit viel frischem Wind und dem Schaffen zahlreicher notweniger Vereinsstrukturen konnte man dahingehend in kurzer Zeit viele Meilensteine erreichen. Neben dem Wiederaufstieg in die Verbandsliga im Jahr 2018 und der prompten Belegung des Bronzeranges in dieser, ist es auch der Nachwuchs, der dem Fußballbegeisterten wieder viel Freude bereitet. In der Spielzeit 2019/20 war es sportlich sogar wieder möglich, die ältesten vier Jahrgänge mit ihren ersten Mannschaften in der Verbandsliga melden zu dürfen. Auch der Fakt, dass wieder jeder Jahrgang mit mindestens einer Mannschaft im Wettkampfbetrieb vertreten ist, war ein langer Prozess.

Zudem konnte in unserer Heimat mit dem U14-Bundesliga-Turnier eine sportliche Sensation etabliert werden, welche Jahr für Jahr die Nachwuchsleitungszentren der Bundesliga anlockt. Neben dem Besten aus Ost- und Mitteldeutschland gaben sich hier bereits der FC Bayern München, Werder Bremen oder auch die TSG Hoffenheim gerne die Klinke in die Hand. Jedes Jahr inmitten dessen – die C-Junioren unserer Eintracht.

Der BSV besteht allerdings nicht nur aus Erster Herrenmannschaft und Nachwuchskickern. Denn mit den zweiten und der 2012 wiedergegründeten dritten Herrenteams zählt man auch kontinuierlich zu den Dauerbrennern im Kreisgebiet des Raumes Kyffhäuserkreis/Nordhausen. Größte Erfolge in drei Jahrzehnten waren hier die Kreispokalsiege 1996 und 1998 sowie die Kreismeisterschaften 1998 und 2018 unserer Zweiten. Unsere Dritte schaffte es gleichermaßen sich für ihre unermüdliche Fortentwicklung mit der Teilnahme am Kreispokalfinale 2019 zu belohnen. Abgerundet wird der Herrenbereich von unserer Altherrenmannschaft, welche ebenfalls im Ligabetrieb steht und zahlreiche Staffelsiege, Hallentitel und Kreismeisterschaften aufzuweisen hat.

Wenn hier also eingangs die Rede davon war, dass man zu einem der bedeutendsten Fußballvereinen des Freistaates gehört, soll dies nachfolgend mit einigen Fakten untermauert werden. Denn man belegt mit über 40 Punkten Vorsprung nach wie vor unangefochten den ersten Platz der ewigen Verbandsligatabelle, stellt den Rekordtorschützen der Verbandsliga, brilliert mit seiner vorbildlichen Schiedsrichterausbildung und gehört zu einem der größten Nachwuchsausbildungs- und Fußballvereinen Thüringens.

Immer wieder bekommt man wohl auch deshalb widergespiegelt, dass es für viele noch etwas Besonderes ist, wenn der Gegner „BSV Eintracht“ heißt. Somit tragen und verbreiten wir mit Stolz den Namen unserer Stadt in der Welt. - getreu der Prämisse „Für Stadt und Verein“. Aus dem bedeutsamen gesellschaftlichen Mehrwert unseres Vereins erfolgt deshalb darüber hinaus auch eine Verpflichtung, die nicht nach den derzeit ca. 365 Mitgliedern (davon ca. zwei Drittel Kinder und Jugendliche) oder den ca. 750 Nachwuchssportlern (bei einer durchschnittlichen Mannschaftsstärke von ca. 15 Kindern), welche in 30 Jahren in unserer Nachwuchsabteilung aktiv waren, endet. Es ist vielmehr eine Verpflichtung, Werte wie Aufrichtigkeit, Uneigennützigkeit oder Fairness in die Welt zu tragen, um sie vom schleichenden Prozess des Verblassens zu bewahren und einer Region eine sinnvolle Alternative zur Couch oder dem Smartphone zu bieten.

Es gibt kaum einen Tag im Jahr, an dem für Sondershausen kein Ball rollt. Sei es in den Trainingseinheiten oder an den ca. 250 Spiel- und Wettkampfveranstaltungen im Jahr. Realisierbar ist dies für uns stets nur durch ehrenamtliches Engagement. Über die 30 Jahre hinweg waren es viele hunderte, die ihre Freizeit dem Verein widmeten, um etwas zu schaffen und um etwas für unsere Heimat auf die Beine zu stellen. All jene haben über die Dekaden hinweg das möglich gemacht, was hier zuvor beschrieben wurde. Deshalb gilt es abschließend an diese Vielzahl von Freiwilligen für ihren Eifer und Einsatz, für Schweiß und Tränen, aber auch für ihre menschliche Werte zu danken. Daneben muss selbstverständlich auch unsere Region bedankt werden, die das Projekt „BSV Eintracht“ in all den Jahren mit ideellen, finanziellen und materiellen Mitteln unterstützt hat, um es so auch in schlechten Zeiten vor einem Niedergang zu bewahren. Die vielseitigen Facetten des Einsatzes und der Unterstützung sind es schlussendlich auch, welche im Kern das aufzeigen, worum es im Leben geht – um das Miteinander. Somit lasst uns miteinander darauf hinarbeiten, noch viele Jubiläen mit vielen weiteren tollen Errungenschaften in den nächsten Jahrzehnten feiern zu können.