Internationale Goethe-Gesellschaft in Weimar Ortsvereinigung Sondershausen - Die unbekannten Verwandten (3)

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Die unbekannten Verwandten (3)

Dr. Barbara Heuchel

Im Jahre 1667 heiratete Hans Göthe d.J. die Witwe eines ehemaligen schwedischen Leutnants. Über diese Witwe Susanna Dörne ist nichts bekannt, ihr Mann hat sie und ein gemeinsames Kind aus dem Dreißigjährigen Krieg mit nach Sangerhausen gebracht. Leutnant Dörne wurde Handelsmann und Branntweinbrenner in Sangerhausen.
Da Hans Göthe d.J. zweimal die Witwe eines Branntweinbrenners heiratete, ist anzunehmen, dass er dieses Gewerbe auch ausübte. Er zahlte nachweislich Steuern dafür. Nach dem Tode seiner zweiten Frau musste er das Haus in der Magdeburger Straße verlassen. Seit 1670 wohnte er also in einem Haus im Altendorfe, heute „Vor dem Wassertor“.

Abbildung Wohnhaus von Hans Göthe d.J. und seiner dritten Frau Susanna verw. Dörne im Altendorfe (heute: Vor dem Wassertor) in Sangerhausen (links: Modell im Spengler-Museum Sangerhausen, rechts 2020)

Hans Göthe d.J. gehörte zu dieser Zeit zu den sechs bis zehn Bürgern in Sangerhausen, die Branntwein brennen durften. Nach dem Tode seiner dritten Frau ist er nach Artern zu seinem Sohn Hans Christian, dem Hufschmied, gezogen. Hier starb Hans Göthe d.J. 1686. [10, 11] Hans d.J. hatte drei Söhne:

  • Hans Christoph (1632 Berka – 1669 Berka), Landwirt in Berka, verheiratet mit Maria Bonhardt aus Berka
    Dieser Zweig der Familie Göthe setzte sich bis ins 20. Jahrhundert in Berka fort.
     
  • Hans Christian (1633 Berka – 1694 Artern), 1657 in Kannawurf wohnend, seit 1659 Hufschmiedemeister und Bürger in Artern, 1688/89 Aufseher und Deputierter des Rates, verheiratet seit 1656 mit Sybilla Werner (Nichte) aus Artern, seit 1690 mit Martha Ludewig, aus Langensalza stammend und in Artern verwitwet.
    Hans Christian Göthe und seine erste Frau Sibylla Werner waren die Eltern von Friedrich Georg Göthe, der sich später Göthé nannte, und der Großvater des Dichters war.
     
  • Nicolaus (1635 Berka – 1707 Berka), der vier Kinder hatte.

Hans Christian Göthe aus Berka heiratete Sibylla Werner aus Artern und noch in Berka erlernte er beim Meister Dietrich Werther das Hufschmiedehandwerk. Danach kam Hans Christian nach Kannawurf und arbeitete als Schmied bei seinem Onkel Jakob. In dieser Zeit in Kannawurf wurde sein erster Sohn Friedrich Georg (6. September 1657) geboren. Hans Christian machte sich dann als Hufschmiedemeister in Artern selbständig und wurde Bürger in Artern. Mit seiner ersten Frau Sibylla geb. Werner hatte er neun Kinder, ein Mädchen und acht Söhne. Zwei Söhne starben schon als Säuglinge. Von den anderen Söhnen wurden drei Hufschmiede, einer in Voigtstedt, einer Gräflicher Hufschmied auf Schloss Mansfeld und ein Sohn wahrscheinlich in Kannawurf. Ein weiterer Sohn wurde Schreiner in Allstedt und der jüngste Sohn aus der ersten Ehe des Vaters wird als Junggeselle in Kannawurf erwähnt und starb noch relativ jung. Der älteste Sohn Friedrich Georg wurde Schneider und ließ sich später in Frankfurt am Main nieder. Aus der zweiten Ehe gingen eine Tochter und ein Sohn hervor. Dieser Sohn wurde ebenfalls Hufschmied, und zwar in Borxleben (Kyffhäuserkreis).

Göthes in Berka und das „Stammhaus“
Fast alle Namensträger in Berka waren Anspänner (größere Bauern mit Pferdegespannen) und Landwirte, das Amt des Ortsschulzen ging zweimal an Göthes. Ferner kamen zwei Syndici (Verwalter in der Gemeinde) und drei Geschworene aus der Familie Göthe. [11] Einige von ihnen bewohnten das sogenannte Göthe-Stammhaus in Berka. Einer der drei Söhne von Nikolaus Göthe, Hans Heinrich (*1664), soll Schankwirt in Berka gewesen sein. Die einzige Tochter von Nikolaus Göthe und Enkelin von Hans d.J., Barbara Elisabeth, war mit Hans Nicol Blettermann verheiratet [1, 12], der der Großonkel des Großvaters von Johann Karl Wezel (*31.10.1747 in Sondershausen, †28.01.1819 in Sondershausen) gewesen ist. Wezels Mutter Juliane war eine geborene Blettermann und die Tochter des fürstlichen Reisesilberdieners Johann Bartholomäus Blettermann (†1777). Es gibt also eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen den beiden Dichtern Johann Wolfgang Goethe und Johann Karl Wezel, wenn auch nur entfernt.

Das Schicksal dieser Göthe-Tochter und ihrer Familie in Berka war allerdings sehr traurig. Am 23. November 1684 fand die Trauung von Hans Nicol Blettermann (*1656) mit Barbara Elisabeth Göthe (*1662) statt. Am 3. April 1686 wurde das Töchterlein Anna Elisabeth getauft, doch am 28. April 1686 wird Anna Elisabeth begraben, erst 15 Tage alt. Am 4. August 1686 wird Barbara Elisabeth begraben – 24 Jahre alt und schon kurz darauf – am 10. August 1686 – stirbt Hans Nicol 30jährig. Über die Todesursachen ist nichts bekannt.

Wie wir bereits festgestellt haben, gab es die meisten Personen mit dem Familiennamen Göthe in Berka bei Sondershausen. Es waren verschiedene Familien, auch wenn sie miteinander verwandt waren, und alle konnten nicht im hier bekannten Goethe-Stammhaus in der heutigen Goethe-Straße 11 gewohnt haben.

Abbildung Göthe-Stammhaus in Berka, die Erinnerungstafel und der Abriss 2019

Zum Glück hat der Sondershäuser Maler Curt Mücke (1885 – 1940) Grafiken und Zeichnungen des Goethe-Hauses von Berka hinterlassen. Über Hans Göthe d.Ä., dem Vater von Hans d.J., wird berichtet, dass er wohlhabend gewesen sei und zwei Häuser besessen habe [13]. 1629 wütete jedoch ein großer Brand in Berka, der besonders die Gegend um das Göthe-Haus betroffen hat, sodass angenommen werden kann, dass Hans Göthe d.J. das Stammhaus der Göthes nach dem Brand neu errichtet hat. Danach wird das Haus um 1650 wahrscheinlich auf den Grundmauern eines Vorgängerbaus errichtet worden sein. Entsprechend der Erbfolge wird das Haus in der Familie verkauft/vererbt bis zum Urenkel Johann Georg Göthe, der 1748 als Besitzer in Urkunden verzeichnet ist. Dann taucht es später in der Linie des Bruders von Hans Nicol Göthe – bei Hans Anton Göthe (beide sind Söhne von Hans Christoph G.) – wieder auf, als es 1829 weitergegeben wird von Johann Caspar Heinrich Göthe an seinen Sohn Johann Caspar Daniel Göthe. Dessen Sohn Ferdinand (Karl Günther Friedrich Ferdinand) verkauft es nur ein Jahr später an den Müller Robert Mann, da er – wie sein Vater –nach Großleinungen zieht. Damit ist es nicht mehr im Besitz der Berkaer Göthes.

Von den persönlichen Daten her könnte Johann Georg Göthe das Haus sowohl an seinen Cousin Johann Anton oder in die Hände von dessen Sohn Johann Nicolaus Göthe gegeben haben, ehe es dann wieder von Generation zu Generation weitergegeben wurde.

Hinweis:
Im Zusammenhang mit diesem Artikel und einem Vortrag ist eine etwas ausführlichere Broschüre entstanden, die in der Tourist-Information von Sondershausen erworben werden kann.