Das ,,Museumskränzchen“ und die Gründung des Städtischen Museums in Sondershausen

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In der Zeit um 1890 an traten verstärkt Aufkäufer für antiquarische Objekte in Sondershausen auf. Deshalb gründeten einige geschichtlich interessierte Herren in Sondershausen und Umgebung 1891 eine Historische Vereinigung. Diese Herren hatten es sich zur Aufgabe gemacht, die in Sondershausen vorhandenen alten Erinnerungsstücke aus früheren Zeiten zu sammeln und der Nachwelt dadurch zu erhalten. Am 9. Oktober 1899 gründete Edmund Döring aus der zwanglosen Historischen Vereinigung das ,,Museumskränzchen“.

Mit den Herren Lehrer und Heimatforscher Lutze, Bürgermeisterstellvertreter Burkhardt, Musikdirektor Liese, Pastor Fleischhauer / Oberspier, Hofapotheker Hermann Hesse, Greußen, Hoflieferant Hesse, Sekretär Lammert, Maler Schedensack, Lehrer Börold, Herrn Lux, Herrn Gremmels und der Bademeister Schröder, alle Sondershausen, begann er alte Erinnerungsstücke, Bücher, Bilder und Gegenstände aus der Geschichte Schwarzburg-Sondershausens und der Umgegend zu sammeln. Als man 1899-1901 begann das Rathaus umzubauen, fand der damalige Stadtbaurat und stellvertretende Bürgermeister Otto Burkhardt auf dem Boden, alte Fahnen, Bücher und die einstigen Schandsteine der Stadt Sondershausen. Diese Gegenstände und die gesammelten Objekte der Historischen Vereinigung wurden der Grundstock für das Städtische Museum in Sondershausen.

Im November 1901 stellte der Magistrat der Stadt Sondershausen einen kleinen Geldbetrag und einen Raum im umgebauten Rathaus zur Einrichtung eines Museums zur Verfügung. Es handelte sich um das südwestliche Eckzimmer im ersten Stock. Am 2. Dezember 1901 trafen sich der stellvertretende Bürgermeister Burkhardt und die Mitglieder des ,,Museumskränzchen“ im Rathaus und übergaben ihre Sammlung der Stadt Sondershausen.

Der Hofmaler Ernst Schedensack erklärte sich bereit, das Zimmer im Rathaus würdevoll auszugestalten und Gegenstände aus seiner eigenen Sammlung dem Museum zur Verfügung zu stellen.
Am 1. Februar 1902 finden wir dann in der Zeitung ,,Der Deutsche“ einen Aufruf mit folgendem Wortlaut:

Aufruf!
Den Bestrebungen in anderen Städten folgend, hat auch in Sondershausen seit einigen Jahren eine Vereinigung gleichgesinnter Männer in der Stille gearbeitet, um Erinnerung an Sondershausens Vergangenheit festzuhalten und aus der Gegenwart das der Erhaltung von Werten für die Zukunft zu bewahren. Das von ihnen bereits gesammelte ist Dank dem Entgegenkommen der Städtischen Behörden, im Zimmer Nr. 6 des hiesigen Rathauses aufgestellt.
Indem damit die Grundlage zur Errichtung eines städtischen Museums gegeben ist, wendet sich der unterzeichnende Ausschuß an seine Mitbürger mit der Bitte, die Sammlung durch günstiges Überweisen bezüglicher Bilder, Schriften und Gegenstände aller Art vervollständigen zu helfen oder solche unter Vorbehalt des Eigentumsrechtes im Rathause mit auszustellen.
Der mitunterzeichnende Bürgermeisterstellvertreter Burkhardt wird etwaige Zuwendungen während seiner Dienststunden gern entgegennehmen.
Die Sammlung ist sonntags von 11 – 12 Uhr jedermann ohne Entgelt zugängig. Der Ausschuß für Errichtung eines städtischen Museums in Sondershausen
Burkhardt. E. Döring. G. Lutze.

Ernst Schedensack. R. Hesse.

Am 2.Februar 1902 konnte das Städtische Museum in Sondershausen eröffnet werden.
Zu dieser Zeit arbeitete auch der Verein für deutsche Geschichts- und Altertumskunde in Sondershausen. Dieser Verein war im Jahre 1852 durch den Fürsten Günther Friedrich Karl II ins Leben gerufen worden. Die Mitgliedschaft in diesem Verein war nur durch die Ernennung des Fürsten oder später durch die Landesregierung möglich.
Der Verein ,,Museumskränzchen“ lief parallel zum Verein für deutsche Geschichte und Altertumskunde. In der zwanglosen Vereinigung des Museumskränzchens konnte jeder interessierte Bürger mitarbeiten.

Die Zusammenkünfte der Vereinigung hielt man in Sondershausen im Gasthof Bachmann, heute ,,Zur Klause“ ab. Am 22.Februar 1910 beging man dort feierlich die 150. Sitzung. Die Mitglieder des ,,Museumskränzchen“ betreuten die Sammlungen des Städtischen Museums, vervollständigten und erweiterten sie ständig. Die Heimatgeschichte von Sondershausen und der Umgegend wurde erforscht und viele Veröffentlichungen sind der Vereinigung zu verdanken. In der Zeitung der ,,Deutsche“ finden wir ab 1902 die Beiträge des Museumskränzchens unter der Rubrik ,,Heimatliches“. So entstammen diesem Kreise aber auch Lutzes Werk ,,Aus Sondershausens Vergangenheit“, Dörings drei Programmarbeiten über die Sondershäuser Mundart und das Verzeichnis zu Irmisch ,,Beiträge zur schwarzburgischen Heimatkunde“ von Hallensleben. Aber auch die Geschichte der Ortschaften im Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen lag der Vereinigung am Herzen. Seit dem Jahre 1905 trafen sich die Mitglieder auch in anderen Orten des Fürstentums, so z.B. in Oberspier im Gasthof ,,Zur Sonne“.

Leider sind keine Unterlagen von den Sitzungen des Museumskränzchens zu ermitteln, und die Zeitungsartikel über diesen Verein sind sehr spärlich, so daß über den Werdegang des Vereins wenig bekannt ist. In den handschriftlichen Aufzeichnungen des Hofmalers Ernst Schedensack, welcher Mitglied der Vereinigung war, finden wir den Hinweis, dass sich am 17. Januar 1923 der Verein das ,,Museumskränzchen“ auflöste. Er schreibt hier: ,,...300 mal trauriger Abschied von der frohen Runde. Wir kamen in der Regel 30 Herren zusammen. Die Verhältnisse sind aber zur Zeit so traurig und es wird in der Zeitung nicht mehr bekanntgegeben, da die Anzeige zu teuer ist ... Viele dieser 30 Herren waren in der Zwischenzeit in den Verein für Geschichte- und Altertumskunde berufen worden oder beigetreten. Edmund Döring war der Kustos des Sondershäuser Museums geworden und so kämpften sie vereint weiter um den Erhalt und die Erweiterung des Städtischen Museums von Sondershausen, welches heute nach 120 Jahren als Schlossmuseum Sondershausen erhalten ist.

Hanna Nagel

Quelle:
,,Der Deutsche“ verschiedene Jahrgänge Akten des Magistrats der Stadt Sondershausen Bestand 4 Aktennummer 2828 – 2834
Foto: Schlossmuseum Sondershausen